Santa Cruz Hightower 2 First RIde

Neuvorstellung: Santa Cruz Hightower 2 – First Ride

Das nächste große Ding von Santa Cruz? Rainer hatte die Ehre und wurde nach Morzine in den Showroom von Santa Cruz eingeladen, um das neue Hightower 2 Mod. 2020 vor dem Launch auf Herz und Nieren zu testen. Die Story dazu und die wichtigsten Informationen zum neuen Hightower 2 gibt’s hier.

Santa Cruz lädt ein: „Ihr fahrt morgen alle das neue Bike!“

Große Freude, Santa Cruz lud zum Radfahren ein. Erfreulicherweise in Morzine. Morzine liegt in den Französischen Alpen, etwa eine Stunde von Genf entfernt und ist als Skigebiet bekannt. Es gibt dort einen Bikepark mit Downhillstrecken und jede Menge Trails und tolle Wanderwege. Das Gelände ist sehr steil und der Waldboden, wie ich mehrfach überprüfte, schön weich. Gleich um die Ecke befindet sich Les Gets und die Portes du Soleil. Eine wunderbare Gegend für einen Urlaub. Ich war jedoch da, um zu arbeiten. Manchmal hab ich einfach den besten Job der Welt.

Der Ort ist voll mit Mountainbikern. Santa Cruz hat dort einen Showroom, in dem man jedes Modell begutachten kann. Im Laufe des Empfangs dort wurde uns das ganz neue Bike vorgestellt, das Hightower 2. Jack, der Designer, erklärte uns im Detail, wie das Rad entwickelt wurde.

Entwicklung, Fertigung und Details des Hightower 2

Das Hightower 2 ist eine komplette Neuentwicklung, deren Gestaltung an das mit dem Nomad 4 begonnene Design anknüpft. Der Dämpfer ist liegend über dem Tretlager verbaut, was für eine bessere Gewichtsverteilung sorgt und den Rahmen potenziell leichter macht. Im ersten Schritt der Rahmenentwicklung legte Jack Lenk- und Sitzwinkel, die Gewichtsverteilung, die Aufhängung und die Gabel mit ihren Einbaumaßen fest. Daraufhin erstellte er mit CAD-Software einen virtuellen Prototyp, an dem man sieht, ob tatsächlich alles passt. Dieses sehr moderne System ermöglicht es, Rahmengrößen logisch, linear und nachvollziehbar verschiedenen Körpergrößen zuzuordnen. Im nächsten Schritt wird ein 1:1-Modell gebaut, an dem geprüft wird, ob alle verfügbaren Antriebe, Bremsen, Gabeln, Sattelstützen etc. passen. Das Modell entsteht teilweise aus Ton (Rohrformen) und aus 3D-Drucken. Ist das überprüft, werden die ersten fahrfertigen Aluminiummodelle hergestellt, um das Bike auf dem Trail zu testen.

Währenddessen läuft die Entwicklung des Federbeins parallel. Rock Shox baut einen Dämpfer, der exakt auf das Hightower 2 abgestimmt ist. Es wird das Bike mit keinem anderen Dämpfer geben. Sind die Testrahmen und die Dämpfer fertig, werden die ersten Fahrtests durchgeführt. Jetzt prüft Santa Cruz, ob das Rad so fährt, wie man (in diesem Falle Jack) sich das vorgestellt hat. Es können noch Änderungen durchgeführt werden, wenn die Fahrerinnen und Fahrer Änderungswünsche äußern. Stimmt dann jedes Detail, werden Prototyp, FE- und CAD-Daten in die eigene Carbonproduktionsstätte übermittelt und der Bau der Rahmen kann beginnen. Santa Cruz hat im Gegensatz zu fast allen anderen Radherstellern tatsächlich eine eigene Fabrik, in der nur Santa Cruz Bikes hergestellt werden. Der Vorteil ist eine einmalige Qualitätskontrolle und Fertigungspräzision, weshalb man auch problemlos die Lifeteime Warranty auf die Rahmen geben kann.

Naturtrails und massig Höhenmeter – die Teststrecke

Zur Tour: Etwa 300 hm bergauf und 4.500 hm bergab auf den schönsten Naturtrails, die ich bisher fahren konnte. Perfekt um das neue Hightower zu starten. Wir sind neben schönen und sehr krassen Naturtrails auch im Bikepark gefahren und der Guide bevorzugte schwarze Strecken. Ich hatte einen Heidenrespekt vor diesen technisch extrem anspruchsvollen Abfahrten, aber das Bike brachte mich sicher durch.

Höllischer Adrenalinkick! Obwohl das Hightower sehr lang ist, ist es wendig und fühlt sich kompakt an. Die Länge merkt man trotzdem, denn man muss ein bisschen mehr mit dem Oberkörper arbeiten, aber dafür verschiebt das Bike die Grenze dessen, was man meint, nicht fahren zu können, deutlich nach oben. Off Camber-Kurven sind ein Riesenspaß und dermaßen locker zu nehmen, dass ich mich fragte, was vorher falsch lief. Hervorzuheben ist insbesondere die Geschwindigkeit, mit der das Hightower 2 auf den Fahrer reagiert und manche Fahrfehler korrigiert. Mir ist eine brenzlige Situation in Erinnerung: Ich sprang von einer Wurzel in das darunterliegende Stück Trail, übersah aber leider einen recht großen Felsen, der in den Trail hineinragte. Typisch wäre es jetzt, zu stark zu lenken und zu bremsen, wahrscheinlich am Felsen vorbeizukommen und in den Wald neben der Strecke zu fahren. Oder gleich mit dem Lenker gegen das Hindernis zu knallen. Nicht so mit dem Hightower: Leichte Ausweichbewegung, kleiner Schlenker zurück und weiter geht die sausende Fahrt.

Kompetentere Fahrer waren ebenfalls äußerst begeistert: stabil, präzise, schnell, handlich und ideal in der Luft. Das hab ich mir angeschaut und war beeindruckt. Fantastisch, was mit einem perfekten 29er gemacht werden kann. Trotz des schwierigen Geländes reichte der Federweg in jeder Situation vollkommen aus. Wer das am eigenen Leib erfahren möchte, sollte die Abfahrt mit dem Namen „Paradis“ nehmen. Sie enthält etliche Überraschungen, die ganz unvermittelt auftauchen.
Das Hightower 2 ist sowohl ein vollwertiges Enduro, als auch ein All Mountain. Das ideale Bike, wenn man eine Maschine für alles will: Im Bikepark hacken: geht, technisch bergauf: geht, Touren fahren: geht.

Überzeugt das Rad auch in der Praxis?

Wie fährt sich das Hightower 2? Um es kurz zu beschreiben, gigantisch gut. Genauer: in steilem Gelände sind die 29er Laufräder perfekt. Die Sitzposition passt sofort und ist trotz des langen Rahmens kompakt genug, um das Rad sauber um Kurven lenken zu können und man kommt gut hinter den Sattel. Das Rad fährt gerne verwinkelte Stücke und es darf gern sehr steil sein.

Ich war auf einem L-Rahmen unterwegs, weil ich mich dafür interessierte, wie sich das Bike im Vergleich zu meinem M-Nomad anfühlt. Ich bin 1,75 m, habe recht lange Beine und hatte die Befürchtung, dass mir ein 29er mit 140mm Federweg am Ende von Steilstücken bei voller Kompression vielleicht das Hinterrad in den Hintern knallt. Passiert nicht, die Geo ist perfekt, der Federweg auch. Zum Glück ist das Bike nicht zu leicht geworden, sondern wirklich solide, ohne schwer zu sein. Ist ein Bike zu leicht, fährt es in rauem Gelände etwas flatterig. Ist ein Rad zu steif, verzeiht es keine Fahrfehler. Die goldene Mitte ist also ein Rad, das steif und leicht genug ist, um effizient pedaliert zu werden, aber nicht so steif, dass es einen bei einem Fahrfehler in die Botanik schießt. Und niemand will einen 15+ Kilo-Klunker, der sich nicht richtig bewegen lässt.

Die Reserve Carbonlaufräder tragen zum sicheren Gefühl bei, sie sind nicht zu steif, aber so solide, dass sie problemlos jeder Richtungsänderung folgen und auch mal die Folgen eines Fahrfehlers minimieren, weil sie weder verbeulen, noch sich einfach zusammenfalten, wenn man ungeschickt über ein Steinfeld ballert. „Reserve“ trifft das eigentlich ganz gut.

Irgendwelche Besonderheiten?

Der Stoßdämpfer im Hinterbau arbeitet vollkommen unauffällig und sorgt so für das meiner Meinung nach beste Fahrwerk, das im All Mountain-/Enduro-Bereich angeboten wird – VPP rules! Es besteht noch nicht einmal ein Grund, den hinteren Dämpfer auf glatten Wegen bergauf abzuschalten, obwohl das natürlich geht. Außerdem gefallen hat mir die die 2020er Lyric. Sie unterscheidet sich durch den Charger 2.1 und neues Fett an den Dichtungen des Luftkolbens. Ergebnis: die 140mm Federweg, die die Gabel im Hightower bietet, fühlen sich nach deutlich mehr an. Die Gabel steht hoch im Federweg, rauscht auch bei steilen Abfahrten nicht durch, sackt nicht weg und ist nicht zu steif.

Fazit

Wer eine Möglichkeit sucht, seinen bisherigen Fuhrpark zu verkleinern, ohne Kompromisse eingehen zu müssen (was immer nervt), für den ist das Hightower meiner Meinung nach perfekt geeignet. Das Hightower 2 ist das ideale Beispiel dafür, dass man keinen extralangen Federweg mit seinen prinzipiellen Nachteilen (weniger „snap“, trägere Reaktion im Vergleich zu kürzeren Fahrwerken und schlechteres Bergauffahren – man will den Berg ja möglichst mühelos und schnell hochfahren) benötigt, um auf einem Top-Enduro und einem unübertrefflichen All-Mountain zu fahren.

Das Hightower 2 wird in wenigen Tagen verfügbar und im Online-Shop bestellbar sein. Sobald es im Laden eintrifft, werden wir euch selbstverständlich wie gewohnt darüber informieren!

Fotos: Max Schumann & Keno Derleyn / Santa Cruz Bicycles

Rainer Nowacki
Ein Beitrag von: Rainer Nowacki – HIBIKE Ladengeschäft Kronberg im Taunus

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