Sebamed Racing Team: Endura Alpentraum

Der HIBIKE-Mitarbeiter Aaron ist, wie wir alle, leidenschaftlicher Fahrradfahrer. Vor kurzem ist er mit seinen Teamkollegen vom Sebamed Racing Team beim Endura Alpentraum mitgefahren. Lehnt euch zurück und lest hier, wie es ihnen dabei ergangen ist.

Sebamed Racing Team sponsored by HIBIKE

Lest hier den Bericht von Frederic: Samstag früh, 4:20h – der Wecker klingelt, aber ich bin schon vorher wach. Heute steht der Endura Alpentraum an und vor Aufregung kann ich nicht richtig schlafen. Stockfinster ist es draußen und erst zur Startzeit, um 6:30h krabbeln die ersten Sonnenstrahlen über die Berggipfel. Bestes Wetter zu dieser Jahreszeit! Und dann geht es auch schon los. Aaron, Eric, Ralph und ich sind auf der Langstrecke (252km bei 6078hm) unterwegs, Gary und Ronald fahren die Kurzstrecke (146km, 4315hm – Startzeit 10:20h). Aaron und ich stehen weit hinten im Feld, also heißt es mal wieder Vollgas von Anfang an und schon nach wenigen Kilometern haben wir zur Spitze aufgeschlossen. So geht es relativ entspannt über das Oberjoch, durch das Lech- und Tannheimer Tal bis Elmen. Hier kommt die erste Herausforderung des Tages: Hahntennjoch mit Rampen bis zu 16%. Da wir nicht damit rechnen, die Spitzengruppe halten zu können, wird unten kurz an der Verpflegung gehalten. Gemeinsam mit Aaron fahren wir einige Fahrer wieder auf und bleiben zusammen – eine gute Gruppe wird wichtig sein für das Flachstück von Imst nach Landeck. Eric spart ein paar Körner und fährt eine Gruppe weiter hinten. Oben angekommen geht es in eine rasante Abfahrt. Die Strecke ist nicht gesperrt und so müssen einige Fahrzeuge überholt werden. Wir kommen mit der Gruppe nach Imst, an einer Gegensteigung forciert Aaron das Tempo.

Dann sehe ich meine Schwester, sie steht wie verabredet an der Seite und reicht uns neue Trinkflaschen. Vielen Dank an sie von uns allen, das war Gold wert.

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Durch das höhere Tempo sind Aaron und ich plötzlich nur noch zu zweit, eine andere Gruppe vor uns ist in Sichtweite, wir wechseln uns ab und sammeln einige Fahrer auf, die sich an der Tempoarbeit beteiligen, einige allerdings eher sporadisch. Eric hat eine bessere Gruppe erwischt und ist in Landeck nur noch 20sek hinter uns. Kurz nach Landeck folgt dann die zweite Prüfung – der Anstieg zur Pillerhöhe, nicht so lang aber schön steil. Hier habe ich das erste Mal meine Schwierigkeiten, die aber eher moralischer Natur sind. Gerade da schließt Eric zu mir auf, ich ziehe wieder an und gemeinsam erreichen wir den Gipfel. Hier ist es auch extrem wichtig, eine gute Gruppe zu finden, denn das nächste “Flachstück” hat es in sich, dazu gleich mehr. Wir stehen wieder an der Verpflegung, da ruft Aaron plötzlich “Gruppe!” und fährt los. Ich sprinte sofort hinterher, Eric braucht einen Moment länger und hat einige Meter Rückstand. In einer kurzen Gegensteigung drücke ich richtig aufs Pedal und wir zwei schließen zu den anderen auf. In der darauf folgenden Abfahrt – sehr steil, enge Straßen bei schlechtem Belag und Gegenverkehr – gehen Aaron und ich kein Risiko ein und bleiben bei der Gruppe. Eric lässt es richtig laufen, fährt direkt an uns vorbei, aber im Tal schiebt sich alles wieder zusammen. Das nächste Stück über Pfunds bis zum Anstieg nach Nauders ist extrem wellig, dabei immer leicht ansteigend und zudem weht heute ein starker Gegenwind. Wir drei setzen uns an die Spitze der Gruppe und halten das Tempo hoch, aber ich merke so langsam die Belastung. Der Anstieg nach Nauders ist mit 6km Länge bei durchschnittlich 4% keine allzu große Herausforderung, zumal wir hier vom Wind abgeschirmt sind. Das ändert sich aber sofort, als wir den Gipfel erreichen. Nach Nauders geht es noch ein bisschen weiter hoch, bis die Kuppe des Reschenpasses erreicht ist. Kurz vor der Höhe kommen die schnellsten Fahrer der Kurzstrecke an uns vorbei, Eric fährt mit, Aaron und ich tun dies auch eine Weile, ehe uns die Wattwerte zu hoch erscheinen und wir uns ein bisschen mehr schonen. Über den Reschenpass sind dann nur noch zu viert, wir wechseln uns ab, versuchen nicht allzu langsam zu werden, was bei dem Wind nicht einfach ist! So geht es durch Laatsch, von wo es jetzt nur noch bergauf geht, fast 2000hm bis zum Stilfserjoch. Langsam tut jede Pedalumdrehung weh, Aaron zieht etwas an, ich kann nicht folgen, aber er nimmt raus und wir radeln bis zur Verpflegung in Santa Maria – hier erst beginnt der Anstieg offiziell – und sofort wird es steil. Zwischen den Luxuskarossen einiger Engländer geht es durch die ersten Kehren, Aaron muss ich ziehen lassen, mein Magen fängt an zu mucken – hätte ich mal was richtiges gegessen, anstelle der Gels und Riegel.

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Ab jetzt wird es hart – jede Pedalumdrehung schmerzt, ich versuche die Trittfrequenz niedrig zu halten, aber das rächt sich – Knieschmerzen. Ich hätte mir wirklich einen unrhythmischen Berg gewünscht, denn in den Flachstücken habe ich noch gut Power, aber die Steigung bleibt immer konstant um 8%. Als ich endlich die Waldgrenze passiere, kommt zu allem Überfluss wieder der Gegenwind dazu. Ab jetzt mache ich nur noch Stehversuche, die Geschwindigkeit fällt unter 9km/h. Nach schier unendlicher Zeit, erreiche ich den Umbrailpass. Hier gibt es endlich was Richtiges zu essen und nach einem kurzen Stopp geht es mit neuen Energien die letzten Meter zum Stelvio hoch. Der Wind aus Richtung Bormio kommt nun von der Seite und ich kann einen guten Rhythmus fahren, trotzdem fühle ich mich alles andere als gut. Die Abfahrt kann ich dann wieder richtig genießen. Hier lasse ich es fliegen, die Schinderei muss sich ja schließlich gelohnt haben. Aber der Spaß ist nur von kurzer Dauer, denn der Schlussanstieg nach Sulden wartet. Das ist schon fies, man ist 246km gefahren, hat etwa 5500hm in den Beinen, sitzt schon 10h im Sattel und dann muss man noch eine solche Rampe hoch – heute gibt es wirklich nichts geschenkt. Wieder quäle ich mich, bis es kurz vor dem Ziel endlich flach wird. Ich gebe nochmal alles, überhole zwei Leute und lege einen schönen Zielspurt hin, woraufhin es aus den Lautsprechern dröhnt: “Das ist doch mal ein Finish, aber wer noch so eine Kraft hat, muss vorher etwas falsch gemacht haben!”. Auch nach der Zieldurchfahrt brauche ich noch eine halbe Stunde, bis die Verkrampfungen im Corpus nachlassen und die Beine nicht mehr so unangenehm ziehen. Von Aaron und Eric erfahre ich, dass es ihnen kaum besser ergangen war. Als wir später am Abend aus Sulden zum Hotel aufbrechen – es ist wieder stockdunkel – kommen uns immer noch viele Radler entgegen. Die müssen mittlerweile schon fast 14h im Sattel sitzen, Hut ab! Abends im Hotel sitzen wir dann noch in gemeinsamer Runde und lassen die Ereignisse des Tages Revue passieren. Spaß hat´s gemacht, zumindest bis nach Santa Maria.

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(via www.sebamedracingteam.de)

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