Bikepacking-Taschen von Revelate und Salsa im Test

Bikepacking-Taschen von Revelate Designs und Salsa im Dauertest

Bei kaum einer Fahrrad-Disziplin ist das richtige Equipment so entscheidend wie beim Bikepacking. Um euch bei der Auswahl der richtigen Tasche für euer nächstes Abenteuer zu unterstützen, haben wir fünf Taschen von Revelate Designs und Salsa in den Dauertest geschickt. Wie sie sich dabei geschlagen haben, erfährst du in diesem Bericht.

Im vergangenen September hatte ich während der Turin-Nizza-Rally die Gelegenheit, verschiedene Bikepacking-Taschen zu testen. Die Taschen wurden mir von Cosmic Sports zur Verfügung gestellt – vielen Dank dafür! In diesem Beitrag berichte ich über meine Erfahrungen mit den Taschen und über die Vor- und Nachteile eines solchen Packsystems.

Revelate Designs Sweetroll S

Diese wasserdichte Tasche wird von der Seite befüllt und dann durch Aufrollen komprimiert und mit Clips verschlossen. Das ganze Volumen dieser Tasche kann nur an geraden Lenkern genutzt werden; an Rennradlenkern wie meinem müssen die Seiten so weit eingerollt werden, dass die verschiedenen Griffpositionen am Lenker frei bleiben. So verbleiben etwa acht Liter Packvolumen in Größe S, was immer noch eine ganze Menge Stauraum bedeutet. Es sind auch Varianten in M und L erhältlich, bei denen die Rolle einen größeren Durchmesser hat. Die Länge ist dabei gleich.

Ich habe die Rolle an meinem Rennrad gut befestigen können. Durch Schaumstoffstücke entsteht eine Lücke zum Lenker, die Griffposition am Oberlenker bleibt damit nutzbar. Da mein Rad noch die etwas altmodischen „Wäscheleinen-Schaltzüge“ an den Bremshebeln hat, musste die Rolle zwischen diesen und dem Lenker befestigt werden. Dazu mussten die Züge etwas nach vorn verschoben werden, was in meinem Fall aber gut funktioniert hat.

Was passt in die Sweetroll S rein?

In der Tasche fanden bei meiner Tour ein kleines Ein-Personen-Zelt mit Luftmatratze in der Ausführung „ultraleicht“ Platz. Ich habe dort keine Dinge verstaut, die ich tagsüber benötigte, da das Öffnen und wieder Verschließen recht viel Zeit in Anspruch nimmt. Jeden Morgen befüllte ich die Tasche, verschloss sie und befestigte sie zuletzt am Lenker. Deswegen war ich nach einigem Gerolle und Gezurre erst etwas später abfahrbereit als mein Mitfahrer, der eine klassische Lenkertasche von Ortlieb benutzte, welche dafür aber nicht über solch ein kompaktes Maß verfügt.

Revelate Designs Periphery Pocket

An der Sweetroll kann vorn zusätzlich die Periphery Pocket befestigt werden. In der Tasche mit etwa 2-3 Liter Volumen lassen sich beispielsweise Armlinge und Beinlinge gut verstauen. Der Hakenverschluss geht leicht verloren. Auf meiner Tour löste er sich zwei Mal von der Tasche! In meinem Zelt fand ich ihn dann zum Glück wieder.

Revelate Designs Tangle M

Diese Rahmentasche mit 4,5 l Volumen wird mit Klettverschlüssen und Plastikbändern im Rahmendreieck befestigt. Sie besitzt zwei Fächer mit eigenem Reissverschluss: links für Accessoires oder Dokumente; rechts befindet sich das Hauptfach. Für das Innere wurde gelbes Material verwendet. Dadurch sind Gegenstände auch im Halbdunkel in der Tasche gut sichtbar. Weniger Gesuche! (Womit ich auf meinen Reisen allgemein viel Zeit verbrauche; doch das liegt mehr an mir als an meinem Packsystem.) Die Tasche ist nicht wasserdicht: Nach einer Fahrt im Starkregen war der Inhalt feucht. Dennoch ist sie auch gut für den Einsatz im Alltag außerhalb von Radreisen geeignet. Ich bringe dort meine Pannenausrüstung und kleine Einkäufe unter.

Revelate Designs Jerrycan

Diese Tasche sitzt auf dem Oberrohr und wird zusätzlich an der Sattelstütze befestigt. Sie hat einen offensichtlichen Einsatzzweck: Hier können Kleinigkeiten verstaut werden, die maximal etwa fünf cm breit sind. In meinem Fall war das meistens etwas Essbares. Auch meine Kompaktkamera passte gerade so in die Tasche. Durch die Befestigung unterhalb des Sattels kann es sein, dass die Innenseite der Oberschenkel mit der Jerrycan in Berührung kommt. Bei meinen (schmalen) Beinen war das der Fall, wenn ich die Klettbänder etwas locker befestigt hatte und die Tasche leicht schief saß. Für Fahrer mit dicken Oberschenkeln ist die Tasche eher nicht zu empfehlen.

Salsa EXP Satteltasche

Es handelt sich um eine 14 Liter große Satteltasche, die an den Sattelstreben und der Sattelstütze befestigt wird. Die Salsa EXP fasst 14 Liter – genug für einen Sommerschlafsack und einige zusätzliche Kleidung. Sie ist wasserdicht, was sie auf meiner Tour bei mehrstündigem Starkregen beweisen konnte.

Das Packen bedarf etwas Übung. Bei mir hat sich Folgendes bewährt:

  • Tasche locker unter dem Sattel anbringen
  • Zuerst etwas Weiches, z. B. Kleidung, ganz vorn hineinstopfen
  • Auch die weiteren Gegenstände möglichst fest hinein drücken, Schwereres näher zur Sattelstütze
  • Beim Verschließen soweit aufrollen wie möglich und alles festzurren
  • Nach einigen km erneut festzurren, da sich das Gepäck noch setzt
  • schwere Gegenstände nicht hier unterbringen, sondern z. B. in der Rahmentasche

So wird das Fassungsvermögen optimal ausgenutzt. Außerdem verringert sich deutlich das, nennen wir es: „Schwanzwedeln“ (seitliches Schwanken der Tasche im Wiegetritt). Weiterer Vorteil: Man wird nicht mit Hund oder Katze verwechselt!

Allgemeine Tipps fürs Bikepacking

  • An den Kontaktpunkten der Taschenbefestigungen den Rahmen mit Schutzfolie abkleben
  • Elektronik und andere Dinge, die unbedingt trocken bleiben sollen, zusätzlich in Drybags verstauen
  • Schwere Gegenstände möglichst mittig und tief unterbringen, also in der Rahmentasche; das wirkt sich positiv auf das Fahrverhalten aus
  • Ein Rucksack mit Mini-Packmaß (“Summit Pack“) bietet zusätzlichen Stauraum für die letzten abendlichen Kilometer vom Supermarkt zum Übernachtungsplatz
  • Kabelbinder und Panzerband mitnehmen. Was damit nicht repariert werden kann, kann nicht repariert werden

Fazit

Die verwendeten Taschen sind ein insgesamt gut funktionierendes System für Minimalisten, die mit ca. 30 Liter Packvolumen auf mehrtägigen Touren auskommen. Der beschränkte Platz wirkt stark disziplinierend und sorgt dafür, dass wirklich nur das Nötigste mitgenommen wird. Wer etwas mehr Platz benötigt, kann z. B. zusätzlich einen Gepäckträger verwenden und handelsübliche Taschen daran befestigen. Dadurch werden allerdings Vorteile des trägerlosen Gepäcksystems aufgegeben: Es ist leichter und das Risiko für Defekte an der Befestigung ist geringer. Speziell bei der Rahmentasche müssen die Maße des Rahmendreiecks berücksichtigt werden. Schlecht, wenn durch eine kleine Tasche unnötig Platz verschenkt wird. Noch schlechter, wenn die gewählte Tasche nicht in den Rahmen passt. Mit dem Topeak Alt-Position Cage Mounts Adapter lassen sich die Flaschenhalter tiefer anbringen, wodurch in meinem Fall unter die Rahmentasche noch zwei große Flaschen in die Halter passen. Zusätzlich zu den hier beschriebenen Taschen ist auf jeden Fall eine Oberrrohrtasche empfehlenswert, z. B. Revelate Gas Tank oder die von mir verwendete Topeak TopLoader. Alle Bikepackingtaschen findest du hier in unserem Shop >>>

Was würde ich für künftige Touren am Setup ändern?

Nicht viel – die Taschen erfüllen ihren Zweck vollkommen. Allerdings mit einer Ausnahme: Die Sweetroll mit Periphery Pocket ist für meine Verwendung am Rennrad recht unpraktisch. Am Mountainbike mag das anders aussehen, da die Seiten der Tasche am Lenker besser zugänglich sind und die Tasche dadurch nicht zwingend zum Packen abgenommen werden muss. Funktionierende Alternativen können Lenkertaschen sein, oder eine Lösung nach der Art klassischer Randonneure mit Befestigung der Tasche auf einem kleinen Front-Gepäckträger.

Mit den hier verwendeten Bikepacking-Taschen lässt sich prinzipiell jedes Fahrrad zum aerodynamisch günstigen und leichten Reiserad umrüsten, sei es Rennrad, Mountainbike oder ein anderer Radtyp. Ein so bepacktes Rad fährt sich deutlich agiler als die klassische Variante mit großen Taschen am Gepäckträger. Wer also gern minimalistisch mit dem Fahrrad verreist, sollte sich auf jeden Fall mit einem Taschensystem nach Bikepacking-Art ausrüsten. Denn: Ob ein kurzer Trip am Wochenende oder eine lange Reise – irgendein Abenteuer wartet immer!

Julian Zipperer
Ein Beitrag von: Julian Zipperer – HIBIKE Contact Center

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