butcher-beitrag

Test: Der Specialized Butcher – Andi war neugierig auf die Neuauflage

Der neue Specialized Butcher hat ein abgeändertes Profil und eine neue Gummimischung – das ist doch was für mich!?

Hintergrund: Wie jeden Winter, wenn die Tage nicht allzu lange sind und das Wetter mich nicht zwingend zum Biken einlädt, nehme ich mir die Zeit, mal mein Bike komplett zu überholen. Gesagt, getan. Als es dann so komplett frisch aufgemöbelt vor mir steht, fällt mir auf, dass es „eigentlich“ ja das perfekte Rad für mich ist, alle Komponenten perfekt zu mir passen und es absolut keine Notwendigkeit gibt etwas an dem Rad zu ändern. Das Gefühl des „eigentlich“ perfekten Fahrrads hält aber auch nur solange an, bis ich an den frisch eingetroffenen 2018er Specialized Rädern im Laden vorbeilaufe und aus dem Augenwinkel das Profil der neuen Specialized Butcher Reifen erblicke.
Bei den veränderten Mittelstollen muss ich sofort an das Profil der vor Jahren eingestampften Specialized Clutch Reifen denken, die als DH oder SX Reifen zu meinen absoluten Favoriten gezählt haben.

Muss ich haben! Sofort ist klar, dass ich die neuen Butcher ausprobieren will. Zum einen, weil die „alten“ Butcher als Grid zum Endurofahren oder als DH für die jährlichen Urlaube in Finale Ligure, PDS oder Alp de Huez immer gute Dienste geleistet haben und sie in meinen Augen vor allem als DH Version – durch die gute Eigendämpfung und Pannensicherheit – mit Minion und Co problemlos mithalten können. Zum anderen, weil ich das neue Profil sehr interessant finde und es mich an einen meiner alten Lieblingsreifen erinnert.

In der Hand

Der Reifen war im vergangenen Herbst nur in 2,6 erhältlich. Zuerst bekomme ich da etwas Panik, weil das ja fast schon Plusgröße ist und ich mir direkt mein Rad mit Monsterreifen vorstelle. Ein Bild das sich in aufgezogenem Zustand nicht einstellt. Der Butcher in 2,6 ist nicht viel voluminöser als ein 2,4er High Roller 2 und war deswegen auch die richtige Wahl.
Sowohl die Mittelstollen als auch die Außenstollen wurden überarbeitet. In der Mitte ist nur jedes zweite Stollenpaar angeschrägt. Wer also gerne an Reifen rumschnippelt, um ihnen ein besseres Rollverhalten einzuhauchen, kann sich am Butcher austoben. Dass das nicht nötig ist, zeigt der spätere Praxistest. Die Außenstollen sind von der Grundform denen der Vorgänger recht ähnlich, haben aber eine Art Treppenprofil – was evtl. zu noch bissigerem Grip führt. Die Karkasse in der Grid Variante hat 60 TPI und macht einen gewohnt soliden Eindruck. Mit 933g liegt das Gewicht der Grid-Reifen für einen 2,6er auch noch voll im grünen Bereich und wer es leichter haben will, kann ja auf die Control Variante ausweichen.

Die Tubeless Montage gestaltet sich, wie ich es bei Specialized Reifen gewohnt bin, absolut unproblematisch und die Reifen halten auf Anhieb die Luft.
Specialized setzt wieder nur auf eine Gummimischung „GRIPTON“ was ich gerade im Enduro Bereich für bedenklich halte, da an vorderen und hinteren Reifen ja deutlich unterschiedliche Anforderungen gestellt werden. Beim Drucktest mit den Händen fühlt sich GRIPTON recht hart an. Laut Specialized ist GRIPTON zum größten Teil aus synthetischem Gummi und als Füllstoff wird Silika (Kieselerde) verwendet. GRIPTON soll den Rollwiderstand um 20% verringern, weil weniger Energie verloren geht. Außerdem soll das neue Material den Verschleiß deutlich reduzieren und den Grip bei nassen Bedingungen um 30% erhöhen.
Ob das funktioniert zeigt der Praxistest.

Vergleich neue gegen alte Version

Auf dem Trail

Normalerweise bin ich in der nassen Jahreszeit mit High Roller 2 3C oder E.13 TRS Race (Testbeitrag hier) am Vorderrad und Minion DHR 2 oder Butcher Grid (in der alten Variante) am Hinterrad unterwegs.
Den Reifen kann ich voll vertrauen und weiß genau, wie sie sich verhalten und somit haben die neuen Butcher eine sehr starke Konkurrenz.
Kurz gesagt, ich war gespannt, wie sich der überarbeitete Butcher schlägt.

Schon auf den ersten Metern zum Traileinstieg fällt mir der Rollwiderstand der neuen Butcher positiv auf. Sie rollen für einen Reifen dieser Gattung sensationell gut. Egal ob auf Asphalt, Waldboden oder Forstautobahnen. Mit dem Butcher bin ich einfach viel entspannter am Ziel.
Auf dem ersten Trail achte ich besonders auf meinen gewählten Luftdruck und die Eigendämpfung der Reifen. Mit 1,4 & 2 BAR fährt sich der Butcher recht poltrig und verträgt deutlich weniger Luft. Mit geringerem Luftdruck fällt die Eigendämpfung spürbar geschmeidiger aus und ist für einen 2.6er Reifen nicht überragend aber OK.
Mit angepasstem Luftdruck geht es auf den zweiten Trail, der zur Hälfte aus losem Geröll besteht. Hier schiebt der Reifen leicht bis die Außenstollen gezielt und gut kontrollierbar die Führung übernehmen. Ich finde das macht er deutlich besser als sein Vorgänger. Auch das Bremsverhalten lässt keine Wünsche offen und ist gefühlt nochmal besser als beim „alten“ Butcher.

Wie schon gesagt, ist es während meiner kompletten Testzeit ziemlich matschig und obwohl der Butcher eine recht gute Selbstreinigung hat, kommt er hier als Vorderreifen an seine Grenzen. Das liegt nicht etwa am Profil oder daran dass er sich zusetzt, sondern an der härteren Gummimischung, die mit nassen Wurzeln und Steinen nicht so gut klar kommt wie manche Konkurrenzprodukte. Hier würde ich mir eine weichere & griffigere Gummimischung fürs Vorderrad wünschen und aus diesem Grund habe ich nach der Testzeit (4 Monate) auch wieder einen High Roller 3C ans Vorderrad montiert. Als Hinterreifen bleibt der Butcher weiter an meinem Rad. Interessant wäre hier evtl. die Kombination mit einem Specialized Hillbilly Grid 2,6 am Vorderrad, wenn man markenrein bleiben möchte. Da der ebenfalls überarbeitete Hillbilly erst seit kurzem verfügbar ist, konnte ich diese Reifenkombination noch nicht testen. Sollte ich mal einen in die Finger bekommen, gibt es hier sicherlich noch einen Nachtrag 🙂 .
Die Reifen sind bei mir jetzt seit 4 Monaten am Enduro und auf lokalen Trails im Einsatz. Das reicht natürlich noch nicht für einen Langzeittest, aber die Abnutzung selbst am Hinterreifen ist so gering, dass ich dem Reifen hohe Laufleistung zuschreiben würde. Mit Platten oder Defekten hatte ich wie erwartet nicht zu kämpfen.

Fazit

Specialized hat bei dem neuen Butcher auf der ganzen Linie tolle Arbeit geleistet. Er kann alles was der Vorgänger schon konnte, ABER halt noch einen ganzen Tick besser. Lediglich auf nassen Wurzeln und Steinen würde ich mir eine griffigere Gummimischung fürs Vorderrad wünschen, was den Reifen zu einem perfekten Ganzjahres-Begleiter machen würde. Ansonsten ist der neue Butcher ein starker Allrounder mit sehr gutem Rollwiderstand, der mit fast allen Bedingungen gut klarkommt.

  • PRO: Rollt gut, hält gut, tut gut! Starker Allrounder zum fairen Preis.
  • Contra: Für mein Empfinden keine genügend griffige Gummimischung fürs Vorderrad, die würde den Reifen noch deutlich vielseitiger machen

Andreas Rumpf
Ein Beitrag von: Andreas Rumpf – HIBIKE Ladengeschäft Kronberg im Taunus

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.